Mäd Camp – Das Anti-Stigma-Festival

KOLUMNE von Christian Kaiser:
Am verlängerten Wochenende von Freitag, den 5. Juli bis Sonntag, den 7. Juli 2024 war ich und ca. 60 weitere Gäste beim Mäd Camp, einem einzigartigen Anti-Stigma-Festival in Ferch, Am Schwielowsee in Brandenburg. Organisiert wurde es von Dennis Stratmann alias Cordt Winkler, einem Psychose- Erfahrenen Menschen, Autoren und Influencer.

Das Festival richtete sich an Erfahrene, die diese Erkrankung, oder wie ich gern sage diese psychische Besonderheit, haben, ihre Angehörigen und in der Sozialpsychiatrie Tätigen. Wir führten dort tolle Gespräche, knüpften Kontakt, machten Workshops und beteiligten uns aktiv an Podiumsdiskussionen. So eine Veranstaltung, die mit so viel Liebe zum Detail durchgeführt wurde ist wie gesagt einzigartig und wird mir im Gedächtnis bleiben. Hier ein paar Impressionen:

Bei diesem Mäd Camp wurde ein besonderes Augenmerk auf die Begegnung gelegt. Am Anfang am Freitag besuchten wir ein Museum und erkundeten Ferch am Schwielowsee. Dann beim Auftakt der Veranstaltung wurden verschiedene Projekte vorgestellt. Das ganze führten wir nach der EM-Niederlage der Deutschen Nationalmannschaft durch. So konnten trotz ersten Schocks die Niederlage doch noch verkraften. Es wurde beispielsweise ein Schreibprojekt vorgestellt, es ging um MenthalHub ein Online-Projekt, welches Trialog und Selbsthilfe großschreibt und um das Netzwerk Stimmenhören e.V., dass ich bald auch auf dieser Seite vorstellen möchte. Außerdem hatte auch ich die Möglichkeit die Mad Artists vorzustellen. Und es ging auch um die Integration in die Gesellschaft, vor allem durch Integration in Arbeit. Doch das war nicht alles…

Am zweiten Tag, also Samstag, gingen die Gespräche und das Kennenlernen der Erfahrungs-Experten, also der Menschen, die eine Psychose oder Schizophrenie selbst erlebt haben, der Angehörigen und Freunde, die man nicht vergessen sollte und der in der Sozialpsychiatrie Beschäftigten in die heiße Phase. Außerdem wurden tolle Workshops durchgeführt, da gab es einmal das Waldbaden und dann noch ein Gesellschaftsspiel namens MINDSET, damit jeder die Möglichkeit hatte beides durchzuführen wurden die beiden Workshops auch am Sonntag durchgeführt. Dann gab es eine tolle Podiumsdiskussion zum Thema Stigmatisierung und was man dagegen tun kann. Es ging um die Rolle der Mainstream-Medien, um Integration in den 1. Arbeitsmarkt und die Fallstricke, aber auch die positiven Beispiele, und die Autorin des Buches “Unter Verrückten sagt man du” brachte sich ein. Aus dem Publikum berichtete ich noch, dass es Projekte wie “Verrückt? Na Und!” einem präventiven Schulprojekt gibt und dass auch zusätzlich Lehrer und Polizisten geschult werden. Zudem wurde auf die Selbststigmatisierung eingegangen und es wurde noch direkter darauf eingegangen, was Stigmatisierung für die Betroffenen eigentlich wirklich bedeutet. Es ist ein Angriff auf die Menschenwürde! Dann am Ende des Tages gab es eine wundervolle Bootsfahrt.

Am Sonntag für ich schon gegen Mittag gen Heimat nach Rostock, wo ich erst Abends gegen 18:00 Uhr ankam. Ich ließ mir aber nicht nehmen, bei der Auswertung des Festivals dabei zu sein.

Aber was ich auf keinen Fall vergessen darf ist das Projekt von Lilli: Stimmen hören, Installation von Lilli, aktuell 15 Jahre alt, erkrankte bereits mit 11 Jahren an Schizophrenie und hat ihre Erfahrungen mit professionellen Mitteln vertont und man konnte sich so in sie hineinversetzen und fühlen, wie sie fühlt. Eine Aktion, die auf dem Mäd Camp am Schwielowsee vorgestellt wurde.

Das was sie durchmachen musste ist zwar ein krasses Erleben, was Menschen mit einer Schizophrenie haben, aber um so bewundernswerter ist es, dass sie trotzdem damit umgehen können. Sie wollen in der Gesellschaft ihren Platz haben. Auch ich stehe dazu, dass ich eine schizoaffektive Störung habe. Es ist schwierig, aber ich kann damit leben. Und bei mir war es so, dass ich die Symptome bewusst beeinflussen konnte, und sie in mein Leben integrieren konnte. Das wünsche ich jedem, der solche komischen und fantastischen Dinge wie ich erlebte und erkennen musste, dass vieles nicht real war.

Menschen mit Psychosen oder mit Schizophrenie sind 1 bis 2 % der Bevölkerung, also sollten sie auch von den Medien, im Beruf, in der Familie und unter Freunden und im weiteren sozialen Umfeld akzeptiert und für ihre anderen Sichtweisen wertgeschätzt werden. Das kann manchmal spannend und Augenöffnend sein. Eine Gesellschaft sollte auch offen für die etwas Verrückteren Menschen sein, denn man kann auch von ihnen lernen…