Goldtöchterchen

Es war einmal ein Elternpaar, das hatte nur ein einziges Kind. Es war ein kleines Mädchen, das nannten sie Goldtöchterchen. Sie wohnten am Tor auf einer Wiese. Eines Tages, als die Mutter in die Küche geht, um Milch zu holen, steht Goldtöchterchen aus seinem Bett auf und geht nur in einem Hemdchen zur Tür. Es denkt: Morgen könnte es regnen, da gehe ich lieber heute spazieren. Als es auf die Wiese geht, spricht ein Tier zu ihm : Du hast ja gar keine Hose an, nur Strümpfe und ein Hemd. Du frierst Dir noch ein Bein ab. Dann geht es weiter zum Busch. Danach kommt es an einen Teich, da sieht es eine Ente mit ihren Jungen. Goldtöchterchen denkt, es sind Kanarienvögel und fragt die Ente, wo sie die Kanarienvögel her hat. Die Ente sagt, es sind ja ihre Jungen. Goldtöchterchen fragt, was sie fressen. Die Ente antwortet, sie fressen nur Wasser und Sand. Daraufhin fragt die Ente, ob Goldtöchterchen über den Teich fahren will.

Goldtöchterchen bejaht dies. Die Ente pflückt ein Wasserrosenblatt ab und setzt Goldtöchterchen behutsam darauf. Dann nimmt die Ente das Wasserrosenblatt in den Schnabel und bringt Goldtöchterchen über den Teich. Sie läuft weiter. Dann sieht sie einen Storch. Goldtöchterchen fragt den Storch, was er frisst, er antwortet Zappelsalat. Dann holt der Storch einen Becher Milch und eine Wecke und lässt noch eine Zuckertüte aus seinem Gefieder fallen. Goldtöchterchen lässt sich das Essen schmecken. Daraufhin läuft es weiter über die Wiese und sieht einen Schmetterling. Goldtöchterchen fragt den Schmetterling, ob sie fangen spielen wollen. Der Schmetterling bejaht dies und so spielen sie eine ganze Weile fangen. Dann wird Goldtöchterchen müde und setzt sich auf die Wiese. Auf der Wiese sind Gänseblümchen und eine Aster als Mutter. Die Gänseblümchen fangen an zu schlafen. Dann wird Goldtöchterchen auch so müde, dass es langsam einschläft.
Unterdessen suchen ihre Eltern im ganzen Haus vergeblich nach ihrer Tochter. Der Vater läuft durch die ganze Stadt und fragt alle Leute, ob sie Goldtöchterchen gesehen haben. Die Mutter guckt unter die Treppe und im ganzen Haus nach Goldtöchterchen.
Sie geht auf die Wiese und denkt : Über den Teich kann es nicht gekommen sein. Beide weinen, je länger sie suchen.

Währenddessen kommt einer der zwölf Engel und sieht Goldtöchterchen auf einer Wiese schlafen.
Er nimmt Goldtöchterchen auf und bringt es in die Stadt und guckt, wo noch Licht brennt. In dem Haus, wo noch Licht brennt, sitzen Vater und Mutter verzweifelt an einem Tisch und weinen. Unterm Tisch halten sie sich die Hände.
Die Mutter will noch einmal im Haus suchen gehen. Der Vater sagt, es hat keinen Zweck mehr, Goldtöchterchen wird in den Teich gefallen sein und ertrunken sein. Inzwischen hat der Engel Goldtöchterchen unter die Treppe gelegt. Als die Mutter Goldtöchterchen findet, schreit sie vor Freude auf. Der Vater kommt dazu und beide freuen sich riesig, dass sie ihr Goldtöchterchen wiedergefunden haben. Der Vater sagt, es kann nicht mit rechten Dingen zugehen, wir wollen nur Gott dafür danken, dass wir unser Goldtöchterchen wiederhaben.

AUTOR: Richard von Volkmann – Leander
NACHERZÄHLT: Heike Schubbert